* Von Nora Joho, Zug
In unserem Land können sich zum Glück alle Schweizerinnen und Schweizer am politischen Geschehen beteiligen. Wir werden nicht von einer politischen Elite diktiert, sondern haben die Möglichkeit, am politischen Geschehen teilzunehmen. Die Volksabstimmungen sind jedoch herausfordernd. Häufig wird über komplexe Themen abgestimmt, zu denen wir selten einen direkten Zugang haben. Es fordert jeden Einzelnen, sich ausführlich zu informieren. Damit wir uns informieren können, braucht es eine objektive Berichterstattung, zu der alle Zugang haben, unabhängig von finanziellen Mitteln, Bildungsstand und Landessprache.
Etwas, worauf wir Schweizerinnen und Schweizer stolz sein können, sind die vier Landessprachen. Gleichzeitig sind die vier Landessprachen jedoch auch eine Herausforderung. Der Bund stellt die Anforderung, dass die Berichterstattung in allen vier Landessprachen vergleichbar ist. Vergleichbare Inhalte in drei oder sogar vier Sprachen zur Verfügung zu stellen, ist teuer und braucht extrem viele Ressourcen. Jedoch ist es auch eine Notwendigkeit, um zu garantieren, dass die Schweiz eine Einheit bleibt und alle Bürger über dieselbe Vielfalt an Informationen verfügen.
Gerade in unserem politischen System ist es essenziell, gut informierte Entscheidungen treffen zu können. Dass es wirtschaftlich keinen Sinn macht, für 354’000 Menschen (in der italienischsprachigen Schweiz) ein vergleichbares Medienprogramm zur Verfügung zu stellen wie für 5,9 Millionen in der deutschen Schweiz, ist klar. Jedoch gibt es Bereiche, in denen nicht der wirtschaftliche Aspekt entscheidend sein sollte, sondern der Nutzen, den er der Gesellschaft bringt.
Mit der Globalisierung hat sich der Druck auf Schweizer Medien verstärkt. Grosse Medien aus dem Ausland, die einen grösseren Markt haben und dementsprechend auch über andere finanzielle Mittel verfügen, machen Schweizer Medien den eh schon kleinen Markt streitig. Zusätzlich fliessen enorm viele Werbeeinnahmen an Tech-Giganten wie Facebook und Google ab.
Die privaten Medien sind finanziell unter Druck. Gleichzeitig nehmen die Anforderungen an die Medien zu. Sie müssen auf immer mehr verschiedenen Plattformen präsent sein. So kann man die verschiedensten Sendungen der SRG auch auf Youtube oder Spotify hören respektive schauen. Die SRG ist schon längst nicht mehr «nur» Radio und Fernsehen, sondern auch den Plattformen präsent, die populär sind.
Es ist wichtig zu wissen, was auf der Welt passiert. Doch es ist genauso wichtig zu wissen, was in der Schweiz passiert. Wenn wir, die Bevölkerung, nicht objektiv informiert werden, stellt dies eine Gefahr für unsere Demokratie dar. Momentan beträgt die Medienabgabe für einen Privathaushalt 335 Franken im Jahr. Pro Monat entspricht das 27 Franken 90. Dies ist etwas mehr, als was wir monatlich für unser Netflix-Abo zahlen. Diese 27.90 pro Monat zu bezahlen, schmerzt die wenigsten Menschen, doch ein Ja zur Halbierungsinitiative würde unserer Demokratie wehtun.
* Nora Joho engagiert sich im Vorstand der Jungen Mitte des Kantons Zug. Diese Kolumne ist zuerst in der «Zuger Zeitung» erschienen. Wir dürfen sie dank der Genehmigung des Verlags und der Autorin hier wiedergeben.